Karriere

Sprach­zer­ti­fi­ka­te in der Schweiz

Was man fürs Arbei­ten in der Schweiz wis­sen sollte

14. November 2024
Farbiger Buchstabensalat auf farbigem Hintergrund.

Als Recruiter sprechen wir jeden Tag mit zahlreichen Kandidatinnen und Kandidaten; ihr Lebenslauf liefert dabei eine spannende Gesprächsgrundlage. Im internen Austausch über all diese Gespräche ist uns etwas aufgefallen: Viele Bewerbende tun sich mit der Selbsteinschätzung ihrer Sprachkenntnisse schwer. Das ist verständlich, insbesondere, wenn man noch nie ein offizielles Sprachzertifikat erworben hat. Und doch: die korrekte Angabe der Sprachkenntnisse im CV ist von enormer Bedeutung, kann es doch schnell das Aus im Bewerbungsprozess bedeuten.

In unserer globalisierten Welt sind Fremdsprachkenntnisse wertvolle Hard Skills. Offizielle Sprachzertifikate sind mehr als nur eine nette Zugabe in den Bewerbungsunterlagen – sie kommunizieren transparent, wie gut man eine Sprache beherrscht.

In der Schweiz sind sie für einige Bewilligungen sogar erforderlich. Nur: Wer sich damit nicht auskennt, der versteht unter „B2" oder „C1" nur Bahnhof. Was bedeutet das? Wo erhält man qualifizierte Sprachzertifikate? Und wie gelingt die Selbsteinschätzung? Wir bringen Licht ins Dunkel.

Die Sprachniveau Globalskala des GER

Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen (GER) ist ein Bewertungssystem, um Sprachkenntnisse in sechs Kompetenzstufen einzuordnen. Diese Globalskala reicht von A1 (niedriges Sprachniveau) bis C2 (höchstes Sprachniveau). Die sechs Stufen im Überblick:

A-Level: Elementare Sprachanwendung
A1: erste Grundsprachkenntnisse
A2: vertiefte Grundsprachkenntnisse

B-Level: Selbstständige Sprachanwendung
B1: gutes Sprachniveau
B2: fliessendes Sprachniveau

C-Level: Kompetente Sprachverwendung
C1: fliessendes bis verhandlungssicheres Sprachniveau
C2: Sprachkenntnisse auf Muttersprachniveau

Auf der Homepage des GER werden die Sprachniveaus im Detail erläutert. Zudem gibt es eine Unterseite, die konkret die Einschätzung der eigenen Sprach-Skills thematisiert und dabei Orientierung bietet. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der macht einen offiziellen Sprachtest.

Welche Sprachtests gibt es?

Eines möchten wir vorneweg schicken: Es gibt zahlreiche Testmöglichkeiten, um Sprachkenntnisse zu zertifizieren. Hier listen wir jene, die für einen Umzug respektive zum Arbeiten in der Schweiz hilfreich sind. Denn wir sprechen in der Schweiz vier offizielle Sprachen: Deutsch (70%), Französisch (20%), Italienisch (7%) und Rätoromanisch (3%).

Für Halter oder Anwärter einer B- respektive C-Bewilligung gelten seit dem 01.01.2020 zusätzliche Sprachanforderungen (mindestens B1). Ausländische Staatsangehörige, die nicht befreit sind, benötigen beglaubigte Sprachzertifikate unter allgemein anerkannten Qualitätsstandards. Eine Liste der anerkannten Kurse finden sich bei der offiziellen Seite fide sowie über I am Expat.

Anbei eine Auswahl empfohlener Testmöglichkeiten für die relevanten Sprachen sowie Angaben zu Englisch Zertifikaten:

 

Deutsch

Goethe-Institut (A1-C2)
telc GmbH (A1-B2, C1)
Verein Österreichisches Sprachdiplom Deutsch (ÖSD) (A1-C1)

Französisch

DELF/DALF (A1-C2)
CCIP (A1-C2)

Italienisch

Università per Stranieri di Perugia, CVCL – CELI 1-5 (A2-C2)

Englisch

TEOFL
Cambridge Certificate (A2-C2)
IELTS

Wer kein Zertifikat benötigt, kann im Internet nach Einstufungstests suchen und kostenfrei das eigene Sprachniveau herausfinden, zum Beispiel hier.

Vorbereitung auf Sprachtests

Vorbereitung ist die halbe Miete. Man sollte sich daher im Vorfeld mit dem Prüfungsformat und den behandelten Themen vertraut machen. Sind es Multiple-Choice-Fragen? Gibt es neben dem schriftlichen Teil auch einen Hörverständnisteil? Wie viel Zeit hat man? Gibt es für falsche Antworten, Punktabzug oder kann man raten? Wer dies und weitere Rahmenbedingungen kennt, vermeidet böse Überraschungen.

Lernen ist Typsache! Während der Vorbereitung sollten auditive Lerntypen fremdsprachige Texte laut vorlesen und sich Vokabeln abfragen lassen. Visuelle Lerntypen sollten sich beim Lernen Notizen machen, Karteikarten schreiben und Texte durch eigene Zusammenfassungen niederschreiben.
Und für alle Lerntypen gilt: Übung macht den Meister. Also am besten auch Fernsehsendungen, Nachrichten in der entsprechenden Fremdsprache anschauen, Podcasts hören, Bücher lesen und regelmässig online oder offline mit Tandem-Partner:innen kommunizieren.

Noch ein Tipp: Nicht nur mit Kopfhörern lernen! Die Umgebung des Hörverständnisteils kann laut sein und wer nur ungestörtes Hören auf den Kopfhörern gewohnt ist, kommt schnell ins Schwitzen. Also lieber mit Lautsprecher in verschiedenen Umgebungen üben.

Übungstests eignen sich gut, um ein Gefühl für die Sprachtests zu bekommen und reduzieren so den Prüfungsstress. Sie werden von einigen Test-Institutionen angeboten, zum Beispiel von telc.

Was kosten offizielle Sprachtests?

Ein DALF Diplom kostet rund 100 bis 150 CHF. Für  ein allgemeines Englisch Zertifikat beim Cambridge Institut fallen derzeit Gebühren zwischen 150 CHF (Niveau A1) und 260 CHF (Niveau C2) an. Beim TOEFL Test fallen je nach Land unterschieliche Preise an. In der Schweiz kostet der TOEFL Test derzeit 280 CHF.

Die Kosten der verschiedenen Sprachtests variieren. Sie sind abhängig von der Niveaustufe, der Testart und natürlich davon, ob man nur ein Zertifikat benötigt oder einen umfangreichen Sprachkurs belegt. Wir empfehlen, mit den jeweiligen Prüfungszentren direkt in Kontakt zu treten, um die genauen Kosten vorab abzuklären.

Wichtig: Für Schutzsuchende aus der Ukraine wurde per März 2022 der Schutzstatus S aktiviert. Ein Schwerpunkt des Programms ist die Unterstützung beim Erwerb von Sprachkenntnissen, die sowohl bei der sozialen Integration als auch beim Arbeiten in der Schweiz von Vorteil sind. Viele Angebote sind subventioniert und teilweise gibt es eine Kinderbetreuung. Am besten schaut man auf den Homepages der Kantone nach den Details.

Häufig gestellte Fragen

Ein Sprachzertifikat bietet den Nachweis über deine Sprachkenntnisse und wird von vielen Bildungseinrichtungen, Arbeitgebern und Behörden anerkannt. Es erhöht deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt, da es deine Kommunikationsfähigkeiten in einer oder mehreren Fremdsprachen bestätigt. Zudem ist es oft Voraussetzung für den Zugang zu Studienprogrammen oder internationalen Arbeitsplätzen. Besonders in der Schweiz, wo Mehrsprachigkeit geschätzt wird, kann ein Zertifikat wie das Cambridge Certificate oder das DELF entscheidend sein. Ein Sprachzertifikat steigert außerdem dein Selbstbewusstsein und eröffnet dir neue berufliche und persönliche Möglichkeiten.

Nach Abschluss der Berufsmaturität in der Schweiz sollten Schüler mindestens das Sprachniveau B2 gemäß dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) erreicht haben. Dieses Niveau erlaubt es, komplexe Texte zu verstehen und sich klar sowie detailliert zu ausdrücken. Einige Berufsmatura-Programme bieten sogar die Möglichkeit, ein C1-Niveau zu erreichen, insbesondere in der Fremdsprache Englisch. Das erreichte Niveau hängt jedoch von der jeweiligen Sprachrichtung und den persönlichen Fortschritten des Schülers ab. Um das genaue Sprachniveau zu überprüfen, kann ein entsprechendes Sprachzertifikat erworben werden.

Um ein Sprachzertifikat zu erhalten, musst du zunächst einen Sprachtest bei einer zertifizierten Prüfungseinrichtung ablegen. Zu den gängigsten Zertifikaten gehören das Cambridge English Certificate, das DELF für Französisch und das Goethe-Zertifikat für Deutsch. Vorbereitungskurse an Sprachschulen oder Online-Plattformen helfen dir, dich optimal auf die Prüfung vorzubereiten. Die meisten Prüfungen decken verschiedene Niveaus (von A1 bis C2) ab, sodass du das für dich passende Sprachniveau wählen kannst. Nach erfolgreichem Bestehen der Prüfung erhältst du das Sprachzertifikat, das deine Kenntnisse offiziell bestätigt.

Es gibt kein allgemeingültiges "bestes" Sprachzertifikat, da die Wahl vom Verwendungszweck abhängt. Für Englisch gelten das Cambridge Certificate (FCE, CAE) und der IELTS als besonders anerkannt. Für Französisch ist das DELF weit verbreitet, während für Deutsch das Goethe-Zertifikat oder TELC oft empfohlen werden. Für den akademischen Bereich und für Bewerbungen an internationalen Universitäten sind der TOEFL oder der IELTS die besten Optionen. Es ist wichtig, zu prüfen, welches Sprachzertifikat von der Institution oder dem Arbeitgeber, bei dem du dich bewirbst, anerkannt wird.

Ob mit oder ohne Zertifikat, eine neue Sprache zu lernen erweitert den Horizont. Wir wünschen euch dabei viel Erfolg und viel Freude beim Kommunizieren mit Menschen aus aller Herren Länder.

 

Bis bald, à bientôt, a presto & see you soon
Eure Coopers Family

 

 

Foto von Towfiqu Barbhuiya via Unsplash